Careleaver*innen sind Jugendliche, die in stationären Einrichtungen gelebt haben, bzw. diese verlassen wollen, um selbstständig zu leben. Sie haben die Kompetenzen erworben, alleine zu leben, finden dann aber keinen Wohnraum.
Careleaver*innen ohne Wohnung
„Ahmad Al-Rashid“ (Name geändert) – das ist das Erste, was ein Vermieter oder eine Vermieterin liest. Ahmad hat sich auf viele Wohnungen beworben, doch bisher erhielt er weder Einladungen zur Besichtigung noch Absagen. Der Frust ist groß!
Neben dem knappen und teuren Wohnraum in und um Landshut, dem begrenzten Startkapital und dem Fehlen von Bürgen kommt für Menschen mit Migrationshintergrund noch die Diskriminierung aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds hinzu. Diese Faktoren erschweren es jungen Menschen erheblich, eine eigene Wohnung zu finden, obwohl sie gerne ausziehen würden.
Das Dilemma der vollen Jugendwohngruppen
Nicht nur können die jungen Erwachsenen nicht in die Selbstständigkeit starten, obwohl sie dazu bereit wären, sie blockieren auch ungewollt Plätze in Wohngruppen, die sie nicht mehr benötigen oder wünschen. Gleichzeitig suchen Mitarbeiter*innen der Jugendämter verzweifelt nach Inobhutnameplätzen für jüngere Jugendliche, die wir oft ablehnen müssen.
Verselbständigungsgruppe als Lösung
Einfach umsetzen! Startklar Niederbayern hat sich der Herausforderung gestellt und im Sommer 2023 zwei Wohnungen in Landshut sowie im Frühjahr 2024 ein Haus in Landau an der Isar angemietet. Insgesamt stehen nun 16 Plätze zur Verfügung. Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren können hier ihre Selbstständigkeit erproben und erste Erfahrungen im Alleinsein sammeln. Der Schritt geht raus aus den geschützten stationären Einrichtungen und hinein in die Freiheit mit ambulanter Betreuung.
Noch nicht die endgültige Lösung
Es ist nicht die endgültige Antwort, dass die Träger selbst Wohnungen anmieten. Diese Maßnahme kann vorübergehend die angespannte Lage etwas entschärfen, doch die politischen Entscheidungsträger müssen dringend handeln. Bezahlbarer Wohnraum muss ganz oben auf die Agenda gesetzt werden. Dieses Problem hat weitreichende Folgen, die nicht ignoriert werden dürfen.
Franziska Brich, Bereichleitung Verselbständigungsgruppe, Startklar Niederbayern