Streetwork in Traunreut: Wir gehen hin, wenn andere wegschauen…

Streetwork als Methode der Jugendsozialarbeit bietet eine einzigartige Möglichkeit, Jugendlichen in ihrer Lebenswelt zu begegnen und sie unabhängig von institutionellen Rahmenbedingungen zu unterstützen. Dieser Ansatz ermöglicht es, insbesondere jene Jugendlichen zu erreichen, die bisher keine anderen Angebote in Anspruch nehmen, jedoch möglicherweise Unterstützung oder einfach nur ein Gespräch benötigen. Jonathan setzt Streetwork in Traunreut um, die beiden Streetworkerinnen Karin Wallner und Anna Huber berichten über diese besondere Art der Arbeit.

Aufsuchende Arbeit: Jugendliche in ihrer Lebenswelt erreichen

Das besondere Potential von Streetwork liegt darin, dass durch die aufsuchende Arbeit Jugendliche in ihrer gewohnten Umgebung angetroffen werden können. Dadurch wird es möglich, mit ihnen ohne institutionelle Barrieren in Kontakt zu treten. Auf diesem Weg hoffen wir, auch Jugendliche zu erreichen, die aus unterschiedlichen Gründen bislang keine anderen Hilfsangebote genutzt haben, aber dennoch Unterstützungsbedarf haben oder einfach jemanden zum Reden suchen.

Jugendliche als Themengeber: Selbstbestimmte Unterstützung

In ihrem vertrauten Umfeld fällt es Jugendlichen oft leichter, Themen anzusprechen, die ihnen wirklich wichtig sind. Die Jugendlichen selbst bestimmen die Themen, und wir unterstützen sie dabei, bei Fragen und Schwierigkeiten eigene Lösungen zu entwickeln. Diese selbstbestimmte Herangehensweise stärkt die Eigenverantwortung und fördert die Entwicklung individueller Lösungsstrategien.

Akzeptierende Haltung: Ohne Bewertung und Vorurteile

Ein grundlegender Aspekt von Streetwork ist die akzeptierende Haltung gegenüber den Jugendlichen. Das bedeutet, dass wir nicht bewerten, welche Themen oder Haltungen die Jugendlichen ansprechen oder vertreten. Wir agieren nicht als verlängerter Arm von Polizei oder Ordnungsamt, sondern als unabhängige Ansprechpartner. Gleichwohl werden Risiken und Gefahren nicht ignoriert. Stattdessen unterstützen wir die Jugendlichen dabei, sich konstruktiv mit diesen auseinanderzusetzen.

Flexible Arbeitszeiten: Anpassung an die Lebenswelt der Jugendlichen

Die Arbeitszeiten im Streetwork sind flexibel und orientieren sich an den Abläufen und Gewohnheiten der Jugendlichen sowie an den Witterungsbedingungen. Beispielsweise sind bei kaltem und nassem Wetter nur wenige Jugendliche im Freien anzutreffen, sodass sich die Kontaktmöglichkeiten eher in Jugendzentren (JUZ) oder an geschützten und überdachten Plätzen ergeben.

Eigenverantwortliches Arbeiten und kreative Ansätze

Streetwork bietet viele Möglichkeiten für eigenverantwortliches Arbeiten und kreative Unterstützungsangebote. Besonders spannend an diesem Arbeitsfeld ist, dass wir durch viele Begegnungen und Gespräche tiefe Einblicke in die Lebenswelt der Jugendlichen erhalten. Diese Einsichten sind wertvoll, um bedarfsorientierte und passgenaue Unterstützung anbieten zu können.

Karin Wallner und Anna Huber, Jonathan Soziale Arbeit

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